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E-Learning

Seminarbegleitung



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Freitag, 02. Februar 2007

Niklas + Kommentar

Von gralpia, 13:39

Das CeDiS-Prinzip

Bei der gestrigen Fragerunde mit dem CeDiS-Leiter Dr. Apostolopoulos verteidigte dieser nachdrücklich die Angebote von CeDiS. Die Veranstaltung war informativ wenngleich an einigen Stellen vielleicht auch etwas bizarr (”Hühner mit Kontaktlinsen…”).

Nicht zuletzt der mit aufgeblasenen Backen gemachten Ansage von FUwatch es würde zu einem “High Noon” kommen war es zu verdanken, dass sich neben Dr. Apostolopoulos mit Kathlen Raith und Stefan Cordes noch zwei CeDiS-MitarbeiterInnen im Seminar einfanden (auch wenn sie nicht viel sagten). Als weiterer Gast wohnte der Veranstaltung auch noch ein ZEDAT-Mitarbeiter bei, um speziell die neue “Account-Poliik” zu verteidigen (wozu wir aus Zeitgründen aber nicht mehr kamen). Auf studentischer Seite hatte das Säbelrasseln von FUwatch wenig gebracht, die eigentlichen SeminarteilnehmerInnen blieben im wesentlichen unter sich.

Im folgenden die zentralen Positionen und Argumente von Dr. Apostolopoulos.

1) 20-Jahres-Pläne

Der Kritik, dass die von Studierenden und Dozierenden tatsächlich genutzten Blackboard-Funktionen nicht viel mit “E-Learning” zu tun hätten, entgegnete Dr. Apostolopoulos zweierlei. Erstens reiche die Bereitstellung eines Learning-Management-Systems wie Blackboard natürlich nicht aus, um E-Learning praktizieren können. Zu E-Learning gehöre nun mal mehr. Zweitens würde es einfach noch dauern, bis E-Learning wirklich so praktiziert würde, wie man es sich heute idealtypisch vorstellt. Wie lange genau, kann keiner sagen. Vielleicht 10, 15 oder 20 Jahre.

Eine geschickte Argumentation: Man stellt einen Service bereit und wenn dieser Service nicht oder nur sehr wenig in seiner kompletten Funktionalität genutzt wird, sagt man einfach, es brauche eben noch Zeit, bis sich das ändert. Mit dieser “futuristischen Argumentation” kann man natürlich so ziemlich alles rechtfertigen.

Das ist ungefähr so, als wenn die Bundesregierung auf die Kritik Hartz-IV würde nicht funktionieren entgegnet, es sei noch viel zu früh das abschließend beurteilen zu können. Selbst unter der Voraussetzung sie hat damit recht (wovon nicht auszugehen ist), kann man keinem Spitzenpolitiker eine solche Argumentation durchgehen lassen. Denn in dem Moment, in dem man den messbaren Erfolg einer Maßnahme an einem nicht näher konkretisierten Zeitpunkt in der Zukunft veranschlagt, entfällt jegliche Möglichkeit über den tatsächlichen Nutzen der Maßnahme eine Aussage treffen zu können.

2) Wir handeln nur, wenn wir dazu aufgefordert werden

Dr. Apostolopoulos betonte, dass CeDiS nicht einfach von sich heraus irgendwelche Neuerungen beschließt. Es würden zunächst Personen an CeDiS herantreten (dezentral, also unabhängig voneinander aus verschiedenen Fachbereichen) und Anforderungen stellen. Namentlich genannt wurde z.B. “die Publizisten” (konkret einige ProfessorInnen), die dann eben einen FU-eigenen Blogservice fordern. Also macht sich CeDiS daran, einen solchen Blog-Service ins Studierendenportal (bzw. Blackboard) zu integrieren.

Nur auf der empirischen Grundlage von was eigentlich? Es reicht also, wenn einige Dozierende aus einigen Fachbereichen auf CeDiS zukommen? Keine Erhebungen, inwiefern deren Forderungen repräsentativ für den Rest der Uni sind? Und selbst wenn, wer sagt, dass das was die Dozierenden wollen auch von den Studierenden angenommen wird? Aber dazu kommen wir noch.

Um sicherzustellen, die Web 2.0 Features nicht am Bedarf vorbei zu planen, gab es wie berichtet eine Umfrage, bei der Studierende Auskunft geben sollten, was für Features sie sich für das Studierendenportal wünschen (bzw. was für Webangebote sie in ihrem Alltag bereits nutzen). Doch noch bevor das Ergebnis dieser Umfrage feststeht (in ungefähr einer Woche soll es soweit sein), sind einige Features längst beschlossene Sache. Der Blog-Testbetrieb startet am 1. März, das Wiki-System kommt voraussichtlich im Sommersemester und CeDiS-Mitarbeiter Thomas Hüsing steht vor der Vollendung der Blackbird-Implementierung (das ist das RSS-Feature).

Hier kann also keine Rede davon sein, dass sich die Features daran orientieren, was die Studierenden in der Umfrage für Wünsche geäußert haben (was repräsentativ gefordert wird). Begründet wurde dies damit, dass das Wiki- und Blog-System als Zitat “unbedingt nötig” erachtet wurde und daher auf jeden Fall eingeführt wird. Trotzdem bleibt hier natürlich der fahle Geschmack zurück, diese Studierenden-Umfrage hatte eine reine Alibi-Funktion, um nach außen besser suggerieren zu können, man lege wert darauf, was die Studierenden wollen.

3) Wir stellen die Technik, für die Didaktik sind wir nicht zuständig

Dr. Apostolopoulos führte weiter an, CeDiS verstehe sich als ein Dienstleister, der die technische Infrastruktur bereitstellt, die dann ein E-Learning an der FU ermöglicht. Für die Integrierung der Angebote in die Lehre sei man aber nicht verantwortlich. Schließlich sei es jedem Dozierenden selbst überlassen, ob er die Serviceleistung von CeDiS nutzen möchte oder nicht.

Wenn also ein Angebot von CeDiS nicht angenommen wird, weil Studierende und/oder Lehrende einfach zu unflexibel im Umgang mit den neuen Techniken und Medien sind, ist das nicht das Problem von CeDiS. So nach dem Motto: Ich stelle dir einen schönen Sportwagen vor die Tür und wenn du nicht mit ihm fahren willst, ändert das auch nichts daran, das er schön ist. Herrlich.

4) Zusammenfassung des CeDiS-Prinzips

Riskieren wir anhand des einzuführenden Blog-Systems abschließend noch mal einen Blick in die Zukunft, um exemplarisch zu verdeutlichen wie die hier dargelegte CeDiS-eigene Logik funktioniert:

  1. Es treten einige ProfessorInnen aus verschiedenen Fachbereichen an CeDiS heran und betonen die Notwendigkeit eines FU-eigenen Blog-Systems.

     

  2. CeDiS handelt und beschließt die Implementierung eines Blog-Systems ins neue Studierendenportal.

     

  3. Man inszeniert eine Placebo-Umfrage, um zu klären, welche Nebenfeatures außer den bereits beschlossenen Hauptfeatures (darunter auch das Blog-System) ins Studierendenportal kommen sollen.

     

  4. Die Blog-Funktion wird den Studierenden präsentiert, die FU-Pressestelle gibt eine Pressemitteilung heraus die das neue Blog-System als kolossale Errungenschaft preist.

     

  5. Die Blog-Funktion wird nur zaghaft angenommen, nur ein Bruchteil der Studierenden findet Zeit und Nerv regelmässigen zu bloggen. Einige Dozierende versuchen begeistert die Blogs für ihre Lehrveranstaltung zu nutzen, doch die Studierende halten sich was die virtuelle Kommunikation angeht zurück.

     

  6. CeDiS erklärt, dass 1) es noch ungefähr vielleicht eventuell fünf Jahre dauern wird, bis das Blog-System wirklich von einer relevanten Anzahl an Studierenden genutzt wird und dass man 2) ja auch nichts dafür könne, dass die Studierenden (und auch viele Dozierende) so unflexibel auf die Neuerungen reagieren; dafür sei man nicht verantwortlich.

     

  7. Das nächste CeDiS-Projekt wird in Angriff genommen.

Hach, CeDiS-Mitarbeiter müsste man sein…

3 Kommentare »

  1. Thomas sagte,

    02.02.2007 @ 4:23 vormittags

    Fragen eines uninformierten Interessierten:

    Welche datenschutztechnischen Bedenken bestehen denn konkret in Hinblick auf die Zusammenlegung von Zedat-Accounts und Blackboard?

    Und was genau ist denn nun die Kritik an der CeDiS?

  2. LHG News-Blog » Blog Archiv » CeDiS-Fortschritte sagte,

    02.02.2007 @ 7:22 vormittags

    […] verfolgt und kritisiert auf FUWatch die Erweiterung und Zusammenführung der Online-Angebote der FU. Ich […]

  3. Apostolopoulos sagte,

    02.02.2007 @ 12:55 nachmittags

    Ich bin mit Freude zu dieser Veranstaltung gegangen, weil ich von einem sachlichen Dialog überzeugt bin und ganz CeDiS diesen mit den Lehrenden und den Lernenden gerne führt. Dieser Bericht verdreht (ungeschickt) völlig das Ergebnis der Diskussion. Die Schlussfolgenrungen und Kommentare des Autors Niklas sind in jeder Hinsicht unseriös.

    Fragen und Kommentare anderer Kommilitoninnen und Kommilitonen während der gestrigen Fragestunde haben mich überzeugt, dass es sich lohnt, trotz mancher Polemiker den Dialog mit den Studierenden zu suchen und zu intensivieren.

    Apostolopoulos

Nachlese Gralki

Von gralpia, 13:35
 

Nachlese zum Apostolopoulos Gespräch

Ich fand es begrüßenswert, dass Herr Apostolopoulos und seine Mitarbeiter sich unseren Fragen gestellt haben, obwohl sie vorher wussten, dass wir eine durchaus kritische Einstellung zur cedis, zum e-learning und zu Blackboard haben.

Sie antworteten sicher und selbstbewusst und man hatte durchaus den Eindruck, dass sie von ihrer Sache überzeugt sind. Nur an einigen Stellen – und vielleicht gerade denen, die uns besonders interessierten, verdeckte Eloquenz ein wenig die Klarheit.

Gerade die Frage nach der Auswahl von Blackboard war für mich problematisch.

Meine Fantasie reicht nicht einfach nicht aus, dass man nach eingehender Prüfung sich ausgerechnet für ein System entschieden hat, dass aus meiner Sicht das problematische, weil behäbigste und nutzerunfreundlichste ist.

Auf Nachfrage welches Institut denn besonders fortschritten im E-Learning sei,  erwähnte er als ein in besonders engagiertes Institut das LAI.

Ich habe mir daraufhin die Seiten es LAI einmal angesehen.

Die Institutsseite hat einen eigenen Bereich “e-learning“. Dort findet man auch einen Link zum Benutzerhandbuch für Blackboard. Es enthält 330 Seiten und Sätze wie diese

Sie können zwar die Verfügbarkeit von Elementen in einem Inhaltsbereich für jedes einzelne Element festlegen, jedoch hängt die Anzeige von Elementen für Benutzer davon ab, ob ein übergeordneter Ordner bis hin zum Stammordner des Inhaltsbereichs verfügbar ist. Ist ein übergeordneter Ordner nicht verfügbar, sind auch die darin enthaltenen Elemente nicht verfügbar. Wenn ein Ordner beispielsweise auf Nicht verfügbar, die Elemente im Ordner jedoch auf Verfügbar eingestellt sind, können die Benutzer die Elemente in dem Ordner nicht anzeigen.

Dies gilt auch für Elemente mit Regeln für die adaptive Freigabe. Wenn für einen Ordner eine Regel vorhanden ist, wodurch er für einen Teilnehmer nicht verfügbar ist, sind auch die Inhalte des Ordners für den Benutzer nicht verfügbar.

Und ich stelle mir den geisteswissenschaftlichen Gelehrten vor, der sich mit der Literatur Südamerikas beschäftigt , der sich mit diesem Buch auseinandersetzt. Die „siebte Umsatzsteuerdurchführunsverordnung zur steuerlichen Behandlung von Sojamehlersatzstoffen“ ist selbst für Steuerlaien eine leichte Lektüre dagegen.

Im  Online Tutorial – im Inhaltsverzeichnis eine Mischung von deutsch und englisch – wird einem dann auch noch die Lesegeschwindigkeit vorgeschrieben.

In kleinen Filmchen zuckelt in jeder Einheit langsam ein kleines  Filmchen über den Bildschirm um anzuzeigen, wo man im Ernstfall drücken muss – jede WORD-Hilfe ist ein Thriller dagegen.

Dann findet sich noch ein Kapitel mit der viel versprechenden Überschrift “Kursschmankel“.

Den neugierigen Leser erwartet eine Vielzahl von fachübergreifenden Kursbeispielen (Vulkanismus, Neue Medien und Arbeitstechniken in der Geschichtswissenschaft). Klickt man einen davon an, erwarten einen viele, viele Screenshots mit schrecklich trockenen  und unverständlichen Inhalten – man muss immerhin zugeben, dieses Tutorial wurde an einer anderen Universität entworfen, aber diese Seiten wurden vom LAI immerhin als “Lernhilfe“ den eigenen Seiten hinzugefügt.

Und dann war ich zur Vorbereitung auf ein anderes Seminar auf den Seiten von  “second life“ und erlebte, wie geschickt und gekonnt dem Newcomer hier das Spiel erläutert wird. Warum geht so etwas bei Blackboard nicht?

Und ich erinnerte mich an diese großartige amerikanische Buchreihe „“for dummies“ in der einem die schwierigsten Sachverhalte so gekonnt vermittelt werden. Schade nur, dass die deutschen Ausgaben des Verlags den Begriff „dummies“ übernommen haben und damit falsche Assoziationen hervorrufen.

Mein Besuch bei den Geographen war nicht viel erfolgreicher. Ich habe mir eine Seite über eine “hydraulische Versuchsrinne“ (mit Gastzugang) angesehen. Diese Seiten sind zwar mit mehr Bildern ausgestattet – aber wenn das die Zukunft des e-learning sein soll, dann sollten Studenten doch lieber Bücher lesen.

Ich will nicht bezweifeln, dass sich im Inneren der trockenen “LAI-E-Learning-Wüste“ fruchtbare und schöne didaktische Oasen befinden – ich habe sie aber leider nicht gefunden. Das was ich gesehen habe eignet sich kaum für ein “Best-Practice“ Programm.

Ein zweiter versuch führte mich zu einer Lerneinheit  “Räumliche Bevölkerungsbewegungen“.

Das ist recht gut gemacht – aber die Frage bleibt, warum man nicht eine einfache Powerpoint-Präsentation gemacht hat und diese ins Netz gestellt oder  per E-Mail an die Studenten verschickt hat?

Es wäre einfacher, zielgenauer, leichter zu ändern und natürlich billiger.

Schließlich fiel im Gespräch mit Herrn Apostolopoulos nach die Bemerkung, die Philosophen hätten ein großes Interesse an Wikis angemeldet (mein erste Frage: “warum nutzen sie nicht einen der vielen frei verfügbaren Blogs?“ stelle ich mal zurück). Ich habe daraufhin versucht mit Philosophen die Frage zu klären, was sie sich von einem Blog versprechen. Leider habe ich am Freitagmorgen  im Institut keinen telefonischen Kontakt gefunden.

Und ohne ein Gespräch reicht auch hier meine Fantasie nicht aus, in welchen didaktischen Situationen ein Wiki für Sokrates und Kant sinnvoll sein könnte.

Das wohl wichtigste Ergebnis des Gesprächs am Donnerstag war wohl dies, dass sich die cedis für Didaktik nicht verantwortlich fühlt – für mich ist es dagegen die wichtigste Frage. Ohne die Klärung der Frage läuft cedis Gefahr, eine teure Investitionsruine zu werden.

Vor jeder Einführung eines neuen Angebotes müsste nach meiner Meinung geklärt werden, für welchen Zweck all die technisch glitzernden Angebote nützlich sein könnten.

Es gibt in jeder Lehrveranstaltung nur eine begrenzter Reihe von didaktischen Grundsituationen.

Ein Wiki ist  nicht per se didaktisch attraktiv. So erscheint es mir z.B. für eine textorientierte Seminardiskussion weniger geeignet als ein Forum, weil sich Gesprächsstränge in einem Wiki nicht so leicht verfolgen lassen wie in einem Forum (pHp-Forum z.B.).

Nicht dass es nicht möglich wäre, aber es ist eben nicht bequem.

Für eine Projektarbeit, die sich an Texten orientiert (z.B. Herausgabe eines Buches, Schreiben von Skripten) scheint mit Wiki jedoch durchaus geeignet – wenn man nicht zurückgreift auf die einfachen Methoden die kooperativen Möglichkeiten von WORD zu nutzen.

Für Projektarbeit ist das sinnvollste Instrument nach meinen Erfahrungen immer noch der Mindmanager – der bleibt allerdings bei allen Überlegungen vollständig unberücksichtigt.

Diese Überlegungen ließen  sich an allen E-Learning Elementen anstellen – aber diese Überlegungen finden nicht statt obwohl es vernünftige, didaktisch sinnvolle Instrumente überall im Netz gibt. Es wäre durchaus eine sinnvolle Aufgabe, suchenden Dozenten einen Scout an die hand zu geben.

Zurück zum Gespräch: gänzlich dramatisch würde es wohl, wenn tatsächlich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt würde „streaming“ zum cedis-Angebot  zu machen.

Der nötige Finanzbedarf stünde in keinem Zusammenhang zu der Zahl der Nutzer, sowie zum didaktischen Mehrwert.